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Psychotherapiesitzung

Methodenkoffer – eine Auswahl

1. Deeskalation

Konflikte beginnen in der Regel durch Meinungsverschiedenheiten zwischen mindestens zwei Parteien. Dies können Gruppen, Teams oder Einzelpersonen sein. Um das Eskalieren von Konflikten zu vermeiden, sollten möglichst schnell geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Hierzu zählt die Deeskalation, die dazu führt, in einem strukturieren Stufenverfahren die Eskalation zu verringern und bestenfalls zu vermeiden. Hierzu bedarf es einer qualifizierten und professionellen Vorgehensweise, auf deren Basis konfliktnährende Faktoren wertfrei erkannt und analysiert werden. Aus dieser Analyse kann die angemessene Maßnahme zur Deeskalation abgeleitet und angewandt werden.




Deeskalation kann sowohl im privaten als auch beruflichen Kontext eingesetzt werden. Die Dauer des Deeskalationsprozesses richtet sich nach dem Grad der Verhärtung des Konfliktes.

 

2. Kollegiale Beratung / Intervision

Kollegiale Beratung ist ein strukturiertes Beratungsgespräch in einer Gruppe von 6 – 8 Teilnehmenden, in dem ein Fallgeber von den übrigen Mitgliedern der Gruppe nach einem feststehenden Ablauf mit verteilten Rollen beraten wird. Mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen werden so Lösungen für konkrete Praxisprobleme entwickelt.


Konkrete und arbeitsbezogene Themen stehen im Zentrum. Seien es Verhaltens-, Rollen- oder Kommunikationsfragen, Entscheidungsdilemmata oder Beziehungsverstrickungen, die einen konkreten Bezug zum Arbeitsalltag haben. Allgemeine berufliche Themen ohne spezifischen Bezug zu einem Praxisbeispiel sowie die Bearbeitung von Konflikten zwischen den Mitgliedern der Beratungsgruppe eignen sich nicht für die Kollegiale Beratung.
 
Das Spektrum der Berufsgruppen, für die sich kollegiale Beratung eignet, ist vielfältig. Die Praxisfelder dieser Berufe eint, dass professionelle Kooperation, Interaktion und Kommunikation zentrale Aufgaben bilden – etwa mit Mitarbeitenden, Kund*innen, Patient*innen oder Klient*innen. Dazu zählen viele Tätigkeitsbereiche in Unternehmen, in Behörden und Verwaltungen sowiein psychosozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern.
 

3. Das Soziale Atom

Das Soziale Atom ist eine Methode, die aus dem Psychodrama kommt und von Jakob Moreno (1889 – 1974) entwickelt wurde. Er ging davon aus, dass Menschen ein subjektiv erlebtes und gedeutetes Beziehungsgeflecht in sich tragen, welches das Individuum in diese Welt einbettet.
Mit Hilfe des Verfahrens lassen sich Beziehungen zwischen Menschen visualisieren. Es zeigt wie intensiv Menschen Beziehungen erleben, ob sie sich hingezogen, von ihnen abgestoßen fühlen oder sich beispielsweise von ihnen abgetrennt erleben.

Vorgehensweise:

  • Teilnehmer vorbereiten und Methode erklären,

  • jede/r legt sein Soziales Atom (gleichzeitig oder nacheinander),

  • nachfragen durch die Mediatoren (und die andere Konfliktpartei),

  • Reflexion über die Bilder,

  • ggf. Wunschbilder legen lassen.


Wichtige Regeln:

  • Die Gegenstände sind Repräsentanten von realen Personen, sie sollten deshalb von den Mediatoren nicht ohne Zustimmung angefasst oder verschoben werden.

  • Am Ende räumen die Teilnehmer ihre Gegenstände wieder selbst weg, gehen somit wieder selbst aus der Situation.


Nutzen des Sozialen Atoms in der Mediation:

  • Verdeutlichen der eigenen Situation für die andere Konfliktpartei und die Mediatoren.

  • Selbstreflexion der eigenen Situation.


Möglichkeiten mit dem Sozialen Atom zu arbeiten:

  • Feedback durch die andere Konfliktpartei,

  • Feedback durch die Mediatoren,

  • erkundende Fragen,

  • Metareflexion,

  • erkunden von Differenzen und Gemeinsamkeiten,

  • erkunden von Differenzen zwischen dem Jetztzustand und den Wunschbildern,

  • Rollentausch mit den beteiligten Personen,

  •  erstellen von Wunschbildern,

  • Rollentausch in den Wunschbildern.

4. Spiegeln

Spiegeln ist eine der wichtigsten Techniken der Gesprächsführung.

Spiegeln bedeutet kurz mit eigenen Worten wiederzugeben, was der eine oder die andere gesagt hat. Dadurch stellt sich beim Gesprächspartner das Gefühl ein, dass ihm wirklich zugehört wird. Zum anderen werden die Interessen und Bedürfnisse deutlich, sowohl für mich, als auch für den anderen.

Besonders wichtig beim Spiegeln sind die geäußerten oder die hinter bestimmten Aussagen verborgenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche.

Spiegeln eröffnet die Möglichkeit, die eigene Interpretation wahrgenommener Äußerungen zu überprüfen und dadurch zu einem echten Verständnis des anderen zu gelangen.

Vorgehensweise:

  • Aktiv zuhören, nicht von sich erzählen.

  • Kurze, knappe und eigene Formulierungen finden, nicht einfach das Gesagte wiederholen.

  • Beim Spiegeln geht es um das nicht-Gesagte, also um das was evtl. gemeint sein könnte oder das was noch nicht ausgesprochen ist.

  • Beim Spiegeln wird nicht bewertet („Du hast Dich unfair behandelt gefühlt …?“ Nicht: „Das war ungerecht“; „Ich hätte mich auch schlecht gefühlt …“.

  • Wir können sowohl auf der Sachebene als auch auf der Ebene von Gefühlen, Bedürfnissen oder Wünschen spiegeln:
    Sachebene: „Du schlägst vor, dass …?“; „Du hast Dich gestört gefühlt als ….?“).
    Gefühlsebene: „Es war eine schwierige Situation für Dich als …?“; „Es hat Dich traurig / wütend gemacht, dass …?“).
    Bedürfnisebene / Wünsche: „Dir geht es um…?“, „Du würdest dir wünschen, dass…?“

  • Immer überprüfen, ob man sein Gegenüber richtig verstanden hat („Ich möchte sicher gehen, dass ich Dich richtig verstanden habe. Du …?“; „Du hast also … Stimmt das so?“


Leitsatz:
Beim Fragen bin ich bei mir, beim Spiegeln bei dir!

5. Systemische Fragen (Auswahl)

Wunderfrage
Mit der Wunderfrage kann man unverbindlich über mögliche Veränderungen phantasieren und gleichzeitig erkennen, dass die Veränderungen zumindest in Teilen nichts Übernatürliches erfordern.

​

  • Angenommen, es käme über Nacht eine Fee und das Problem wäre verschwunden, wie würde dann Ihre Situation aussehen?

  • Woran würden Sie die Veränderung zuerst erkennen?

  • Was wäre dann nicht mehr?

  • Was wäre dann anders? Was würden Sie jetzt anders machen?

  • Wie würden die anderen reagieren, wenn Sie das Problem nicht mehr hätten?

  • Was würden Sie dann tun?

  • Hat es solche Wundertage schon gegeben?


Skalierungsfragen
Mit Hilfe einer Skala wird nach dem Grad der Betroffenheit gefragt. Dabei sollten die Extremwerte klar definiert werden. Mit skalierten Fragen werden Nuancen deutlich, Schwarz-Weiß-Denken kann aufgelöst werden.

​

  • Wenn Sie Ihr Wohlbefinden bezüglich des Problems mit einer Skalierung von 0 – 10 bewerten müssten und wenn 10 so ist, wie Sie dies gerne hätten, welche Zahl geben Sie dann jetzt?

  • Wenn Sie jetzt (zum Beispiel) bei 3 sind, woran würden Sie erkennen, dass Sie bei 5 sind?

  • Was müssten Sie tun, um auf 5 zu kommen?

  • Ab welcher Skalierung wären Sie zufrieden? Welche Zahl würde Ihre Familie, Ihre Freunde und Freundinnen, Kollege, Ihr Vorgesetzter u.a. wählen?


Zirkuläres Fragen
Mit zirkulären Fragen werden neue Denkprozesse und Sichtweisen in Gang gesetzt und damit die Basis für eine Veränderung gelegt. Der Klient wird dazu eingeladen, die Perspektive zu wechseln und sich in die Position, Gefühls- und Gedankenwelt eines Dritten zu versetzen. Er mutmaßt, was dieser antworten oder tun würde.

​

  • Was glauben Sie, wie es Ihrer Frau geht?

  • Was glauben Sie, was Ihre Frau sagen würde, wenn ich sie fragen würde, wie es Ihnen geht?

  • Wenn ich Ihre Tochter fragen würde, was würde sie sagen, wie es Ihnen beiden geht?


Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion

  • Was möchten Sie, was hier passieren soll?

  • Was müsste hier passieren, dass es ein Erfolg / Misserfolg wird?

  • Woran erkennen Sie das Problem?

  •  Wo zeigt sich das Problem, wo nicht?

  • Woran würden Sie erkennen, dass das Problem gelöst ist?

  • Was hat sich verändert, als das Problem begann?


Fragen zur Möglichkeitskonstruktion

  • Wann ist das Problem das letzte Mal nicht aufgetaucht?

  • Was war dann anders?

  • Was würde sich verändern, wenn das Problem nicht mehr bestehen würde?

  • Was müssten Sie tun, um das Problem zu verschlimmern?

  • Wofür ist das Problem gut? Was wäre schlechter, wenn das Problem weg wäre?

  •  …


s. auch: Arist von Schlippe/Jochen Schweitzer: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, 2012
 

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